Wer will ich sein, wer bin ich?
Aufführung des Theaterstücks „Selfie“
In den Genuss eines besonderen schulischen Ereignisses kamen die Klassen der Ausbildungsvorbereitung, Berufsfachschule sowie der Jahrgangsstufe 11 der gymnasialen Oberstufe – denn das junge Grenzlandtheater aus Aachen war zu Besuch, um das Theaterstück „Selfie“ zu präsentieren. Jenes wurde von der Autorin und Schauspielerin Christine Quintana geschrieben, die Schauspiel an der University of British Columbia (Kanada) studierte.
Zum Stück sagte Christine Quintana in einem Interview mit dem Onlineportal GRIPS-Blog, dass sie hoffe, dass die Menschen nach dem Schauen von „Selfie“ einen anderen Blick auf ihre Beziehungen werfen und ihr eigenes Handeln überdenken. Hierbei formulierte sie folgende konkrete Fragen: „Wann frage ich in meinen Beziehungen nach Zustimmung? Weiß ich, wie? Und wo finde ich die Ressourcen, um sicherzustellen, dass ich das tue?“
Zu jenen Fragestellungen kamen die Schüler:innen nach dem Schauen des Theaterstücks „Selfie“, wie die anschließende Diskussionsrunde zeigte. Vorausgegangen war das Stück, in dem Emma, gespielt von Paula Luisa Luy, schon ganz lange für den Bruder ihrer besten Freundin Lily, gespielt von Yasmin Münter, namens Chris schwärmt. Auf einer Party, welche die beiden Geschwister veranstalten, kommen sich Emma und Chris, gespielt von Tim Taucher, endlich näher, doch statt glücklich verliebt zu sein, distanziert die Protagonistin sich von ihrer Freundin Lilly und ihrer Schwärmerei Chris.
Erinnerungslücken an die Partynacht, Untersuchungen bei Ärzten im Krankenhaus und der Einbezug der Polizei werfen schließlich Fragen auf und es entsteht für Lily ein Dilemma – zu wem soll sie halten? Zu ihrer Freundin oder zu ihrem Bruder? Alle drei müssen sich neben ihrer realen Persönlichkeit zudem mit ihrer Rolle in den Sozialen Medien auseinandersetzen und hierbei eine Balance zwischen ihrer personalen und sozialen Identität herstellen, wobei ein durch Lily unbedacht gepostetes Foto eines intimen Kusses von Chris und Emma die ganze Thematik noch einmal dramatisiert…
Es werden im Verlauf des Stücks die Persönlichkeitsentwicklungen der Figuren sichtbar und es wird deutlich, was es bedeutet, „Nein“ zu sagen. Das Hineinversetzen in die verschiedenen Rollen sorgte schließlich für eine angeregte Diskussion mit der Fragestellung, wer denn nun eigentlich die Schuld für die Ereignisse trägt…
Dieser kommunikative Part der Aufführung gefiel unter anderem Schüler Ivan aus der GYI241, wenn er folgendes Resümee zieht:
Meiner Meinung nach war das Theaterstück toll. Die sozialen Medien sind zu einem untrennbaren Teil unseres Leben geworden und „Selfie“ hat die Nachteile davon bekanntgemacht. Nach dem Ende des letzten Akts wurde die Handlung diskutiert und das hat mir besonders gut gefallen.
Ebenfalls positiv blickt Schülerin Angelina aus der GYW242 auf das Stück „Selfie“ zurück:
Das Theaterstück „Selfie“ hat mir wirklich gut gefallen, vor allem weil es so zum Nachdenken anregt. Es zeigt auf beeindruckende Weise, wie schnell sich Schuld und Verantwortung in einer Gruppe verschieben können. Besonders spannend fand ich, dass man danach intensiv darüber diskutieren kann, wer wirklich schuld ist, oder ob es überhaupt eine klare Schuld gibt. Diese Vielschichtigkeit hat mich fasziniert.
Alltäglich werden wir im Alltag mit Konflikten im „Social Media“-Bereich konfrontiert – ein sensibler und achtsamer Umgang sei zu wünschen und wurde hoffentlich durch das Theaterstück „Selfie“ in den Fokus gestellt.