15. April 2025

Von Erinnerungskultur und Baumkuchen

Studienfahrt der GYW231 nach Prag

Sonntagabend begann unsere sechstägige Studienreise der GYW231, mit den begleitenden Lehrer:innen Herrn Prinzen und Frau Schaffeld, nach Prag. Unter dem Aspekt der Erinnerungskultur und verschiedenen Gedenkstättenbesuchen sowie dem Erleben einer fremden Stadt inklusive unbekannter Währung war die Fahrt gespickt von zahlreichen Highlights.

Nach ereignisreicher Zugfahrt über Nacht in kuscheligen Sechserabteilen im Nightjet erreichten wir am Montagvormittag die Hauptstadt der Tschechien Republik. Nach dem Check-In im Hotel stand der Anreisetag im Zeichen der Stadterkundung und führte zum Wenzelsplatz, der Karlsbrücke und an die Moldau. Der rund zwei Kilometer lange Weg zwischen Hotel und Prager Innenstadt wurde in den Folgetagen auf die unterschiedlichsten Weisen zurückgelegt: Zu Fuß, via Metro oder per Uber.

Am folgenden Tag führte der Weg nach dem Frühstück zum weltbekannten Rudolfinum, von wo aus wir eine 3,5-stündige Führung durch das jüdische Viertel erhielten. Der Besuch von verschiedenen Synagogen (u. a. die prunkvolle Spanische Synagoge) wurde begleitet von der Geschichte des Judentums in Prag ab der Vertreibung 1744 bis in die Gegenwart. Mit vielen Eindrücken, welche die kommenden Tage vorbereitete, widmeten wir uns dem (neu-)typischen Baumkuchen in sämtlichen Variationen. Für den Abschluss des Tages zeigte sich Jan verantwortlich, der den Besuch einer Bowlingbahn, welcher den ein oder anderen zu sportlichen Spitzenleistungen animierte, organisierte.

Der Mittwoch stand ganz im Zeichen des Besuches von Theresienstadt. Bereits auf der Hinfahrt wurde die Klasse mit Informationen durch unsere Reiseleitung versorgt und passierte geschichtsträchtige Orte, z. B. den Ort des Attentats auf Reinhard Heydrich. Die monumentale Bedeutung  der Gedenkstätte wurde so schon im Bus greifbar. Durch eine Führung durch die sog. kleine Festung, welche im Zweiten Weltkrieg als Gestapo-Gefängnis umfunktioniert wurde, erhielten wir nachhaltige Einblicke in die Gräueltaten des Naziregimes. Das unmittelbare Erleben eines Ortes der größten Verbrechen der Menschheitsgeschichte inkl. Isolationszellen, Gefängnishöfen und Schießplätzen sowie der Perversion eines Kinos für die Aufseher verdeutlichten unsere Verantwortung für die Einhaltung der Menschenrechte in der Gegenwart. Im Ghetto, der sog. großen Festung, in welchem vor allem Juden einkaserniert wurden, erlebten wir, wie die Gefangenen ihren Lebensmut trotz aller Willkür nicht verloren und wie die NS-Propaganda die unkritische Weltöffentlichkeit mit Fake News über die Realität täuschten.

Während der Rückfahrt am Nachmittag haben Mehmet und Lucas den Rest der Gruppe animiert, eine abendliche Bootsfahrt über die Moldau, den mit 430km übrigens längsten Fluss des Landes, zu unternehmen, was einen ganz neuen Blick auf die nun dunkle Stadt sowie die historischen Gebäude am Ufer ermöglichte.

173 tote Männer, 82 tote Kinder, 195 deportierte Frauen. Eine unvorstellbare Dimension erreichte die Willkür im Ort Lidice, welchen wir am Donnerstag besuchten. Als Rache für das Attentat auf Heydrich machten die Nationalsozialisten den Ort am 10. Juni 1942 dem Erdboden gleich. Binnen Stunden sollte ein ganzer Ort inklusive der Bewohner von der Landkarte verschwinden. Als Mahnmal für diese grundlose Vergeltungsaktion befinden sich in dem ehemaligen Ort verschiedene Erinnerungsstätten, z. B. der Ort der Erschießung der 173 Männer sowie ein Monument für die 82 verstorbenen Kinder. Wenige Hundert Meter entfernt wurde der Ort mit weltweiten Spendengeldern nach dem Zweiten Weltkrieg wieder errichtet. Nur wenige Frauen überlebten und kehrten in ihren Heimatort zurück. Im angrenzenden Museum sorgten vor allem detaillierten Zeitzeugenberichte sowie Originalgegenstände und Fotos der Opfer für Betroffenheit und verdeutlichten bei unserem Besuch an diesem Donnerstag abermals die gesellschaftliche Bedeutung der Gegenwart, Ausgrenzung und Hass frühzeitig Einhalt zu gebieten.

Für das Programm am Abend verantwortlich zeigten sich Lisanne und Leon, die einen Tisch in einem Burger-Restaurant reservierten. Nach kurzweiligen Gesprächen und einem Austausch über das Erlebte sowie leckerem Essen, fand der Tag in einer hotelnahen Bar, in welcher in den Geburtstag von Jan hineingefeiert wurde, sein Ende.

Am Freitagmorgen hieß es leider schon wieder Kofferpacken. Mit etlichen Eindrücken, neuen Erfahrungen und einer gefestigteren Klassengemeinschaft im Gepäck ging es auf die 12-stündige Rückreise, welche gegen 20:30 Uhr in Geilenkirchen endete.

Impressionen

Text: David Prinzen, Fotos: Hannah Schaffeld, David Prinzen - © BKW Geilenkirchen